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601 JAHRE «DER AFF»


Das war so eine Sache. Mit ihm, dem Aff. Gar leicht gerät man darüber ins Grübeln. Wussten Sie womöglich schon davon? Von jenen, die ihr Leben dem Steinhandwerk widmeten? Für sie steht am Anfang immer der sogenannte «Aff»: der unbehauene Stein. Und exakt so ein gewichtiger Steinquader wurde im Jahr 1421 mit Hebewerkzeugen an seinem, im Voraus genau festgelegten Ort verankert. Der Grundstein zum Berner Münster war gelegt!



Die heuer schon 701jährige Zunft zum Affen, ist eine der alten Handwerker-Gesellschaften, die der Steinmetze und Steinhauer. Das um exakt 100 Jahre jüngere Münster mit seiner Gemeinde und unzähligen Besuchern aus Nah und Fern und die Jugend mit «My Münster», fanden in grosser Zahl zusammen und feierten vom 10. bis 13. März 2022 den 601. Geburtstag des mit 100.60 Metern alles überragenden Hauptwerks der Spätgotik in Bern.



«Wenne der erst Stein an das Münster geleit ward. Da man zalt von Gottes Geburt 1421 Jare, an einem Zinstag, so da war der einlift Tag Merzen, und Sant Gregorien Abend, da hatt man vorhin an dem Canzel verkündet, dass man den ersten Stein an das Münster legen wollt, und Arm und Rich gebeten, ihr Stür und Almusen daran zu geben, und den Ablass zu verdienen». So auszugsweise zu lesen in Conrad Justingers Berner-Chronik, von Anfang der Stadt Bern bis in das Jahr 1421.



So hat alles seine Zeit. Die Ausbildung für den Beruf Steinmetz, mit den Fachrichtungen Bau und Gestaltung (Steinbildhauer) dauert je vier, das mögliche, anschliessende Studium für Restaurierung weitere Zeit. Im Vergleich mit dem Bau des Münsters gesehen, benötigt das Erstellen eines Einfamilienhauses zwischen einem und eineinhalb Jahren, der aktuelle Um- und Neubau des Berner Bahnhofs, resp. dessen RBS-Terminals im zweiten Untergeschoss, grob geschätzt zehn Jahre. Bei der Münsterbaugeschichte nach der Grundsteinlegung im Jahr 1421, wird dagegen in Jahrhunderten abgerechnet: Die Kirche wurde im Uhrzeigersinn um die alte Leutkirche herum gebaut. Fast 100 Jahre später, um 1517 dann die Vollendung des Chorgewölbes mit dem «Himmlischen Hof» und seinen 86 Rippenverzweigungen, samt ebenso vielen eingesetzten Heiligenbüsten, gefeiert.



Der Bau des Turms verlangte hingegen nach etwas mehr Geduld. 1493 wurden die Glocken in den Turm hochgezogen und positioniert. Geländesenkungen und Bauschäden, zusammen mit den Wirren der Reformation um 1528, machten Verzögerungen beim Bau des Turmes unausweichlich. Mit der Gewölbehalle von Daniel Heintz dem Älteren erfuhr das Bauwerk, mit einer Höhe von 55 Metern und einem behelfsmässig erfolgten Dachabschluss, einen einstweiligen baulichen Stillstand. Erst in den Jahren 1889 bis 1893 konnte das obere Turmoktogon samt Turmhelm aufgerichtet und gewürdigt werden.



Bestseller auf 64 Seiten, für ein reiches umfassendes Festprogramm. Der Spagat von 601 Jahren bis zum Heute im und ums Münster, verpackt in ganze vier Tage: «Speisung der 5000» auf dem Münsterplatz mit Suppe und Brot bis genug für alle, Laudes/Morgenandachten mit Riten vier verschiedener Bekenntnisse, je um sechs Uhr morgens. «Glocken und Trompeten» zur Eröffnung, Studierende der HKB Abteilung Brass, verteilt an allen Fenstern im 2. Stock rund um den Münsterplatz und ausschwärmende Brassbands auf dem Platz, sorgten für einen grossartigen Festeinstieg.



«Zeit der Stille» nach der «Mittagsorgel», Symposien, Workshops, Konzerte, Führungen, Chorgrüsse und WortKlangRäume reichten sich die Hand. Vielgestaltig jung und lustbetont dann «My Münster – Grundsteine für die Zukunft» voller nächtlicher Inspiration mit einem Minimum an Licht und einem Maximum an becircender Farbfülle und überschäumender Kreativität!



…und zu guter Letzt: Die Münstertüren waren durchwegs offen für Jedermann, Jedefrau, Jedeskind, der Eintritt jederzeit gratis bis und mit Schlusskonzert am Sonntag. Ein würdiges Zeugnis und Gedenken an das 601jährige Dasein unseres Münsters, seiner Geschichte in jahrhundertalter Nachhaltigkeit. Mit einem herzlichen «Merci» an alle Beteiligten für das uns dargebotene «Gesamtfestkunstwerk» eines mit Gespür und Freude organisierten Kirchen-Jubiläums!



sw




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