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TAUBE, SAKROSANKT UNTERWEGS AUF MÜNSTERTOUR



Tauben, notabene Stadttauben aus gesundem, vom Tierpark Bern limitierten Bestand, mögen bisweilen auch mal gehörig ausflippen. Und klammheimlich inmitten Touristenbeinen in die Infostelle der Gerbern-Kapelle ins Münster trippeln. Und beim Herumflattern dann den jahrelang auf unerreichbaren Gesimsen gelagerten Staub herumwirbeln lassen und oft recht zielgenau, ihre ätzenden „Visitenkarten“ auf den Auslagen deponieren. Erkundungsflüge zu den Engeln und Heiligen ins restaurierte Chorgewölbe hinauf, scheinen heuer beim „Taubenvolch“ einen besonderen Gluscht zu bedeuten. Exakt so war es bei unserer besagten Münstertaube, deren Interesse wohl zufällig beim Vorbeiflug auf der Pläfe, durch die vielsagende Affiche mit der Artgenossin auf der Werkhofwand der Münsterbauhütte, auf diese Möglichkeit gestossen sein mochte.



Um dies eben tunlichst zu verhindern, war die Münster-Aufsicht bestrebt, die Glastüren hinüber ins Kirchenschiff im Auge zu behalten. Denn während die zweite eingeschlichene Taube sich wie erhofft wieder Richtung Münsterplatz entfernte, schaffte es die andere aus unerfindlichen Gründen, sich in die Weiten des Mittelschiffs hinaufzuschwingen. Im Gegensatz zum Taubenschlag im Münster-Estrich, wo seit gut 20 Jahren - kontrolliert von TierparkProfis - unzählige Exemplare verkehren, war diese EINE im kirchlichen Innenraum für Sigrist Felix Gerber und sein Team halt eine zu viel! Wissend, dass jene ohne Nahrung bis zu einer Woche überleben könnte, war Eile geboten und an Vorschlägen zum weiteren Vorgehen mangelte es nicht. Die feinen Federchen und Exkrement-Spuren auf dem Kirchenboden zwangen zum Handeln, denn solche Verschmutzungen könnten an Bauteilen starke Spuren zeitigen und sich kaum mehr ganz tilgen lassen.



Wie damals auf einer Chorgewölbe-Führung auf hohem Gerüst von Münsterarchitektin Annette Loeffel zu erfahren war, seien bei der Restaurierung nebst anderem, auch Spuren von Schrotgeschossen in der Chordecke festzustellen gewesen. Was darauf schliessen liesse, dass in alten Zeiten ungebetene, gefiederte Münstergäste brachial mit dem Einsatz von Schrotflinten vertrieben oder halt dezimiert wurden. Befragte man etwa Google, konnte man angesichts der Angebote von Tauben-Schreck, -Solarvertreibern bis hin zu –Schreckbändern, ein Schmunzeln nicht ganz verkneifen. Doch, dessen ungeachtet, hängte sich Andreas Brechbühl, stellvertretender Münster-Sigrist, kurzerhand ans Telefon und forderte professionelle Beratung und Hilfe beim TIERPARK BERN an. Dies, nachdem eine erste, von der Münster-Bauhütte zur Verfügung gestellte Taubenfalle keine Erfolge zu zeitigen vermochte.



Und kurz darauf meldete sich Iris Baumgartner mit Futter und einer weiteren Falle im Münster. Sie wie auch Thomas Zurbuchen sind Teil des Tierparkteams für Taubenkontrolle in der Stadt Bern. Man verstehe sich heute als vielseitig gefragtes Kompetenzzentrum für Bestandes-Kontrollen, Biologie und Ernährung der aktuell ca. 1500 Stadttauben, „einer verwilderten Form der Haus- oder Brieftaube, welche aus der Felsentaube gezüchtet wurde“ wie dem kürzlich erschienenen Faltprospekt zu entnehmen ist. Jedenfalls hatte sich die Anfrage in der Folge gelohnt und als richtig erwiesen. War die eine Falle in der Höhe gegenüber der Schwalbennestorgel positioniert, wurde die zweite direkt auf den Chorboden gelegt, worin sich die lange Gesuchte dank chüschtig ausgelegtem Futter in der Falle wiederfand und umgehend in dieser zur Untersuchung und Beringung abgeholt wurde. Ende gut, alles gut und verballhornt ausgedrückt: lieber die Taube auf dem Dach als dauernd Besen und Putzlappen in der Hand.


sw (BrunneZytig)





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